nach wikipedia:
Das bayerische Landesamt für Umwelt hat eine Publikation zum Thema Seelitorale In Bayern:Ammersee 2005 veröffentlicht. Es geht um die Wasserqualitätsbewertung des Uferbereichs (=Litorale). Untersucht wurden Diatomeen, das sind mikroskopisch kleine, einzellige Algen. Zitat: "Die höchsten Grade der Trophie erreichte der Ammersee Mitte der 1970er Jahre. Seit dem Bau der Ringkanalisation im Jahr 1971 und der Phosphor-Eliminierung in den Kläranlagen des Ammer-Einzugsgebiets befindet sich der See in einer Re-Oligotrophierungsphase."
In einer früheren Untersuchung "Ammersee Makrophyten-Kartierungen 1986/87 und 2000/01" wurde die Entwicklung gegenübergestellt. Makrophyten sind Wasserpflanzen, die mit dem Auge erkennbar sind.
Oligotroph (blau) Throphie ist besser als eutroph (rot). Es wurden im
Januar, Mai und August Proben entnommen. Die Trophie war im August am
ungünstigsten, wie allein schon wegen der Seetemperatur zu erwarten war.
Der rote Bereich erstreckt sich deutlich über die Einmündung der
Ammer. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim befindet in einer Veröffentlichung
"Wasserqualität und Gewässergüte der Ammer" von 2010 Güteklasse 1 für die
Ammer nach chemischen Eigenschaften mit Ausnahme des Nitrat-Stickstoff
Gehalts. Die ökologische Güteklasse, beurteilt nach Algen, Wasserpflanzen,
erreicht daher "mäßig belastet". Erstaunlich, da sich im Mündungsbereich im
Ammersee ein "stark belastet" ergibt.
Der Effekt der Ringkanalisation kann deutlich an der Reduzierung des Phosphorgehalts abgelesen werden. (Das deckt sich auch mit meiner Erinnerung: vor 40-50 Jahren bildeten sich in Verbindung mit starker Sonneneinstrahlung Algenteppiche auf dem Wasser, die unangenehm rochen.)
In einer Dokumentation von Zustand und Entwicklung der wichtigsten Seen
Deutschlands (leider ist di Kodumentation online nicht mehr verfügbar) ohne
Datumsangabe (etwa 2004) wird auch die Veränderung des Fischfangs im
Ammersee behandelt. Bei der erwähnten Individuendichte von 750/ha würden
etwa 3.5 Mio Renken im Ammersee schwimmen!
Reoligotrophierung: Verbesserung der Wassergüte
Verbuttung: überproportionaler Anstieg der Individuenzahl einer
Fischpopulation bei auffallender Zwergwüchsigkeit.
Metalimnion: Übergangswasserschicht zwischen der oberen
(=Epilimnion, bis 10m Wassertiefe in der Sommerstagnation) und der unteren
Wasserschicht (=Hypolimnion, ab 15-20m). Die Temperaturschichtung in Seen
ist ein eigenes Interessantes Thema. Da das Wasser bei 3.98° am schwersten
ist, erfolgt in der Frühjahrszirkulation die komplette Durchmischung des
Sees mit Sauerstioff und Nährstoffen. Während in der Sommerstagnation nur
die obere Wasserschicht durchmischt wird.
Die Landesagentur für Umwelt aus Italien hat die Stufen ganz gut erklärt.
In einer Dr.Arbeit "Thermische Entwicklung des Ammersees als regionale
Auswirkung des Globalen Wandels" wurde das Thema ausführlich behandelt. In
der Zusammenfassung kommt der Autor zu einem (für seine Dr.-Arbeit
wahrscheinlich unbefriedigenden) Ergebnis: "Zwar sind Veränderungen in
kurzfristigen Beobachtungen vor allem im Bereich zwischen 0-20m Tiefe
erkennbar, aber langfristige Trends vor allem im Tiefenbereich und gesamten
Wasserkörper sind durch klimatische Einflüsse kaum nachweisbar. Durch die
starken Schwankungen von Jahr zu Jahr bezüglich aller untersuchten Parameter
werden langfristige Trends meist überdeckt."
Das "Bayerische Landesamt für Umwelt" betreibt die gelbe Messboje im See.
Die Daten sind seit 2014 online
. (Stand Okt.2022 defekt) Das Hauptinteresse gilt den Temperaturen im
See. Dabei werden die Wassertemperaturen bis 78m Tiefe in 16 Stufen erfasst.
Auf der Boje ist noch eine Kompaktwetterstation für Wind, Luftdruck,
Temperatur, Feuchtigkeit. Leider werden diese Daten nur einmal am Tag um
10:00 online gestellt. Die Grafiken werden erst einen Tag später upgedatet.
(Das wären eigentlich endlich die optimalen Daten - ungestört von
irgendwelchen Bäumen!) Auf dieser Seite werden ganz gut die
unterschiedlichen Waserdurchmischungen in den Jahreszeiten erklärt.
1kts=1.9 m/s - wenn man die Werte in etwa verdoppelt erhält man die
Windstärke in Knoten. Die Windstärke wird in 1.8m Höhe über dem Wasser
gemessen.
Der Wind nimmt mit der Höhe zu. Es gilt bodennah in der Prandtlschicht die Formel:
Die Fläche um die Boje ist eben, damit ergibt sich ein niedriger z0=0.01 Wert. Damit müßte die Windstärke um etwa 30% steigen für einen 10m hohen Mast erhöht werden (in Knoten insgesamt 2.5fach).
Alle Ammerseeer fürchten der See verschwindet über kurz oder lang und aus
der Herrschinger Bucht wird ein Industriegebiet! Die bayerische
Vermessungsverwaltung bietet einen
großartigen Viewer zu Bayern
an. In diesem Viewer wird Luftbild, Kartenbild und eine historische Karte
von 1865-1874 gegenübergestellt. Einige Bereiche habe ich direkt gegenübergestellt
(einfach mit der Maus auf das Bild fahren). Der Vergleich der Uferlinien ergibt
keine großen Veränderungen - demnach werden wir das Industriegebiet nicht mehr
erleben.
Sehr auffallend ist jedoch die stark veränderte Besiedlung, gerade in
Herrsching. Die Bevölkerung in Bayern wuchs von 3.7 Millionen (1825)
(Quelle: Haus der deutschen Geschichte)
auf heute 12,6 Millionen (wikipedia), also vervierfacht. In Herrsching hat sich
das sicher wesentlich stärker verändert.
Die Uferveränderung in Lochschwab (also die obere, nördliche Seite der Bucht) ist durch die Ringkanalisation entstanden. Die Kanalisation wurde in den Schilfgürtel verlegt und darauf befindet sich der heutige, im Foto gut sichtbare Uferweg. Die Verlandung am schwarzen Kreuz wird aber vermutlich andere Gründe haben, da die Kanalisation direkt unter dem Uferweg liegt. Durch Fischbach (Zufluß vom Pilsensee) und Kienbach (kommt von Andechs) werden Sedimente in die Bucht eingebracht. Dies wird sicher zur Verlandung beitragen. ASV und RMDSC müssen ihre Häfen immer wieder ausbaggern, damit diese nutzbar bleiben. Beispielsweise hatte sich im Hafen vom RMDSC im frisch ausgebaggerten Hafen (etwa 1.50 tief) über den Winter 2011/12 am Ende vom Kai wieder ein Hügel im Wasser gebildet, der fast bis an die Wasseroberfläche ragte!
Zwischen 1920-1930 wurde die Ammer in das heutige Flußbett verlegt. Die
Ammer trägt eine große Menge Schwebstoffe in den Ammersee und daher
verlandet das Mündungsgebiet. Man kann das an der Uferlinie sehen. Auch die
Wassertiefe hat sich wesentlich verändert. Angeblich konnte früher der
Dampfer in Adelried anlegen.
Die erste Landzunge rechts neben der rechten ursprünglichen
Ammermündung ist die Schwedeninsel. Inzwischen ist der Übergang verlandet,
daher ist es nur noch eine Halbinsel im gesperrten Naturschutzgebiet.
Während des Dreißigjährigen Krieges brachten sich die Bewohner von Dießen
mit ihren Booten vor plündernden schwedischen Soldaten auf die Insel in
Sicherheit. Dies erklärt den heutigen Namen Schwedeninsel. Der frühere Name
Erlaich taucht noch als Flurname auf aktuellen amtlichen Karten auf.
(Wikipedia)
Die ganze Geschichte hat Bettina sehr informativ aufbearbeitet in
http://cox-box.de/category/revier/
.
Es gibt noch ein weitere hervorragende Quelle für historische Karten die bayer. Landesbibliothek. Hier werden sämtliche Karten gezeigt, die für einen Ort gesannt wurden: für den Ammersee sind 190 Karten beginnend ab 1568! Die Vermessung dieser Karten ist zu ungenau um sie mit aktuellen Luftbildern vergleich zu können.
1568: Landtafeln von Apian
1806: Cartedela Bavière
1807: Plan Riedl
1937: Bayern